ISO 9606 Schweißerprüfung: Fachgerechte Qualifikation für sichere Schweißverbindungen

Die fachgerechte Qualifikation von Schweißern bildet das Fundament für sichere und qualitativ hochwertige Schweißverbindungen in Deutschland. Die DIN EN ISO 9606 Schweißerprüfung stellt dabei den anerkannten Standard für die Qualifizierung von Schweißern dar und gewährleistet, dass nur kompetente Fachkräfte verantwortungsvolle Schweißarbeiten durchführen.

Was ist die ISO 9606 Schweißerprüfung?

Die DIN EN ISO 9606 definiert die Anforderungen für die Prüfung von Schweißern im Schmelzschweißverfahren. Diese Norm umfasst verschiedene Teile, die sich auf unterschiedliche Werkstoffgruppen spezialisieren:

  • DIN EN ISO 9606-1: Stähle
  • DIN EN ISO 9606-2: Aluminium und Aluminiumlegierungen
  • DIN EN ISO 9606-3: Kupfer und Kupferlegierungen
  • DIN EN ISO 9606-4: Nickel und Nickellegierungen
  • DIN EN ISO 9606-5: Titan, Zirkonium und deren Legierungen

Als international anerkannter Standard gewährleistet die ISO 9606 eine einheitliche und vergleichbare Qualifikation von Schweißern weltweit. In Deutschland wird die Norm durch das Deutsche Institut für Normung (DIN)¹ als verbindlicher Standard implementiert und durch den DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V.² fachlich begleitet.

Rechtliche Grundlagen und Anwendungsbereiche

Die Schweißerprüfung nach ISO 9606 kommt sowohl im geregelten als auch im nicht geregelten Bereich zur Anwendung. Im geregelten Bereich schreiben Aufsichtsbehörden, Überwachungsstellen oder spezifische Normen den Einsatz geprüfter Schweißer zwingend vor. Hierzu gehören:

  • Druckbehälterbau nach Druckgeräterichtlinie 2014/68/EU³
  • Stahlbau nach DIN EN 1090
  • Rohrleitungsbau für öffentliche Versorgung
  • Schienenfahrzeug- und Straßenfahrzeugbau
  • Hochbau und Brückenbau

Im nicht geregelten Bereich fordert die Produkthaftung qualifiziertes Personal. Unternehmen tragen die volle Verantwortung für die Qualität ihrer Schweißarbeiten und haften bei Schäden, die durch unqualifizierte Schweißer entstehen.

Aufbau und Durchführung der Schweißerprüfung

Praktische Prüfung

Die praktische Prüfung erfolgt unter Aufsicht eines qualifizierten Prüfers und umfasst die Herstellung von Prüfstücken nach einer vorgegebenen Schweißanweisung (WPS). Der Schweißer muss dabei seine Handfertigkeit unter Beweis stellen und verschiedene Schweißpositionen beherrschen:

  • PA (Wannenposition): Schweißen in waagerechter Position
  • PB (Horizontal-Vertikal): Kehlnaht an senkrechter Wand auf waagerechter Unterlage
  • PC (Horizontal): Stumpfnaht an senkrechter Wand
  • PD (Horizontal-Vertikal): Kehlnaht an waagerechter Decke auf senkrechter Wand
  • PE (Überkopf): Schweißen von unten gegen die Decke

Die Prüfstücke müssen in Wurzel- und Decklage mindestens eine Unterbrechung und einen Wiederansatz aufweisen, um die Fähigkeit des Schweißers zum ordnungsgemäßen Verbinden von Schweißnähten zu dokumentieren.

Theoretische Prüfung

Gemäß dem Nationalen Vorwort zu DIN EN ISO 9606 ist für Schweißer in Deutschland eine fachkundliche Prüfung obligatorisch. Diese umfasst:

  • Unfallverhütungsvorschriften (UVV BGV D1)
  • Handhabung von Schweißgeräten
  • Werkstoffkunde
  • Schweißverfahren und Parameter
  • Qualitätsanforderungen und Fehlerbewertung

Bewertung und Geltungsbereich

Nach erfolgreicher Herstellung der Prüfstücke erfolgt die Bewertung durch verschiedene zerstörende und zerstörungsfreie Prüfverfahren. Die Schweißnähte werden zunächst einer Sichtprüfung unterzogen, anschließend werden je nach Anforderung weitere Prüfungen durchgeführt:

  • Ultraschallprüfung
  • Durchstrahlungsprüfung
  • Bruchprüfung
  • Biegeprüfung
  • Makroschliffuntersuchung

Der Geltungsbereich der Schweißerprüfung wird durch verschiedene Parameter bestimmt, darunter das Schweißverfahren, die Werkstoffgruppe, die Produktform, die Schweißpositionen und die Blechdicke des Prüfstücks.

Gültigkeitsdauer und Verlängerung

Die Gültigkeitsdauer von Schweißerprüfungen variiert je nach Werkstoffgruppe:

  • Stahl (ISO 9606-1): Maximal 3 Jahre
  • Aluminium (ISO 9606-2): Maximal 2 Jahre
  • Übrige Werkstoffe: Je nach spezifischen Anforderungen

Für die Aufrechterhaltung der Gültigkeit muss die Schweißaufsichtsperson alle 6 Monate schriftlich bestätigen, dass der Schweißer im Geltungsbereich seiner Prüfung aktiv geschweißt hat und seine Kenntnisse nicht angezweifelt werden.

Eine Verlängerung um weitere 2 Jahre ohne Wiederholungsprüfung ist möglich, wenn Prüfberichte über die Qualität der vom Schweißer hergestellten Fertigungsschweißungen vorliegen, beispielsweise durch Durchstrahlungs-, Ultraschall- oder Bruchprüfungen.

Zukunftsentwicklung: Die neue ISO 9606

Der internationale Normenausschuss ISO/TC 44/SC 11 sowie der deutsche Spiegelausschuss NA 092-00-02 AA arbeiten derzeit an einer umfassenden Überarbeitung der ISO 9606. Das Ziel ist die Zusammenfassung aller Teile in einer einheitlichen Norm, deren Veröffentlichung für 2026 geplant ist.

Die wichtigsten geplanten Neuerungen umfassen:

  • Vereinheitlichung aller Werkstoffgruppen in einem Dokument
  • Neue Werkstoffgruppenbezeichnungen (FE1-FE5 für Stahl, AL1-AL5 für Aluminium)
  • Erweiterte Geltungsbereiche durch kombinierte Prüfstücke
  • Farbaufnahmen für Anlauffarben bei Titan und Zirkonium
  • Vereinfachte Tabellen zur Geltungsbereichsbestimmung

Wirtschaftliche Aspekte der Schweißerprüfung

Kostenstruktur

Die Kosten für Schweißerprüfungen gliedern sich in verschiedene Bereiche:

  • Reine Prüfungsgebühren: 100 bis 350 EUR⁴
  • Ausbildungskosten KFZ-Bereich: 300 bis 600 EUR
  • Ausbildungskosten Nutzfahrzeugbau: 500 bis 800 EUR
  • Ausbildungskosten Stahlbau: 1.500 bis 2.000 EUR

Zusätzlich zu den direkten Prüfungskosten entstehen oft Kosten für Übungsstunden und die Abwesenheit des Schweißers vom Arbeitsplatz.

Nutzen für Unternehmen

Die Investition in qualifizierte Schweißer bringt Unternehmen erhebliche Vorteile:

  • Rechtssicherheit: Erfüllung gesetzlicher Anforderungen und Schutz vor Haftungsrisiken
  • Qualitätssicherung: Reduzierung von Nacharbeiten und Qualitätsmängeln
  • Markterschließung: Zugang zu Projekten, die geprüfte Schweißer erfordern
  • Versicherungsschutz: Bessere Konditionen bei Haftpflichtversicherungen
  • Kundenvertrauen: Nachweis professioneller Arbeitsqualität

Betriebsinterne Schweißerprüfungen

In bestimmten Anwendungsbereichen ermöglichen die Regelwerke die Durchführung von Schweißerprüfungen durch die betriebseigene Schweißaufsicht. Dies bietet Unternehmen mehrere Vorteile:

  • Reduzierung von Zeit- und Kostenaufwand
  • Anpassung der Prüfung an betriebsspezifische Anforderungen
  • Flexible Terminplanung
  • Kontinuierliche Qualifikation der Mitarbeiter

Voraussetzung ist jedoch, dass die benannte Schweißaufsicht bei der Betriebsprüfung oder Auditierung die erforderlichen Kenntnisse nach ISO/IEC 17024 nachgewiesen hat.

Internationale Anerkennung und Mobilität

Schweißerprüfungen nach DIN EN ISO 9606 können in verschiedenen Sprachen ausgestellt werden, darunter Englisch, Italienisch, Französisch und Niederländisch. Dies erleichtert die internationale Mobilität von Fachkräften und ermöglicht Unternehmen den flexiblen Einsatz ihrer Schweißer in europäischen Projekten.

Die Harmonisierung mit den IIW/EWF-Richtlinien (International Institute of Welding/European Welding Federation) gewährleistet die weltweite Anerkennung der Qualifikationen.

Qualitätssicherung und Prüfstellen

In Deutschland nehmen verschiedene anerkannte Prüfstellen Schweißerprüfungen ab. Dazu gehören:

  • DVS PersZert: Zertifizierungsstelle des DVS
  • TÜV-Organisationen
  • SLV-Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalten
  • Akkreditierte private Prüfstellen

Alle Prüfstellen unterliegen den Anforderungen der DIN EN ISO/IEC 17024 für die Zertifizierung von Personen und werden regelmäßig überwacht.

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Eine ordnungsgemäße Schweißerqualifikation nach ISO 9606 bildet das Fundament für sichere und qualitativ hochwertige Schweißarbeiten. Die kontinuierliche Entwicklung der Normen und die steigenden Qualitätsanforderungen machen eine professionelle Begleitung des Qualifizierungsprozesses unverzichtbar.

ProIndustries GmbH unterstützt Sie als erfahrener Partner bei allen Aspekten der Schweißerqualifikation. Unsere zertifizierten Auditoren und Schweißfachleute gewährleisten eine normgerechte und praxisorientierte Durchführung aller Prüfungen.

Unsere Leistungen für Ihre Schweißerqualifikation:

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  • Prüfungsbegleitung: Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung von Schweißerprüfungen
  • Schulungen: Fachkundige Ausbildung für Schweißaufsichtspersonen
  • Dokumentation: Normgerechte Erstellung und Verwaltung von Prüfbescheinigungen
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Quellenverzeichnis:

¹ Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN), Burggrafenstraße 6, 10787 Berlin
² DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V., Aachener Straße 172, 40223 Düsseldorf
³ Druckgeräterichtlinie 2014/68/EU des Europäischen Parlaments und des Rates
⁴ Kostenangaben basierend auf Markterhebungen deutscher Prüfstellen (Stand 2025)

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